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Rita aus der #skinfitcrew hat sich letztes Jahr ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Sie will die sieben höchsten Berge aller neun österreichischen Bundesländer innerhalb eines Jahres bezwingen – eine Herausforderung, die eine Kombination aus Ausdauer, Mut und Planung erfordert. Diese Gipfel, die von der majestätischen Höhe des Großglockners bis zum bescheidenen, aber nicht minder symbolträchtigen Hermannskogel reichen, repräsentieren die vielfältige Berglandschaft Österreichs auf einzigartige Weise.
Die Austrian Seven Summits sind die regionale Version der weltbekannten Liste der höchsten Gipfel. Sie umfassen die sieben höchsten Berge aller neun österreichischen Bundesländer. Das funktioniert, da zwei dieser Berge genau an den Landesgrenzen liegen: der Großglockner zwischen Tirol und Kärnten sowie der Hohe Dachstein zwischen der Steiermark und Oberösterreich. Die Austrian Seven Summits sind daher nicht mit den sieben höchsten Bergen Österreichs zu verwechseln. Die Besonderheit der Austrian Seven Summits liegt in der Auswahl, die eine spannende Mischung aus sehr hohen und eher niedrigeren Bergen bietet, je nach Bundesland eben.
Vom majestätischen Großglockner bis zum bescheidenen Hermannskogel hat Rita eine Reise durch die gesamte Vielfalt der österreichischen Bergwelt unternommen. Jeder Gipfel brachte eigene Herausforderungen mit sich – von steilen Gletschern und ausgesetzten Graten bis hin zu entspannten Wanderungen durch farbenfrohe Herbstwälder. Doch wie es ihr dabei ergangen ist, erzählt sie euch selbst:
Ich hatte das große Glück, in den Tiroler Bergen aufwachsen zu dürfen - an jedem Tag meines Lebens konnte ich das mächtige Bergmassiv des Wilden Kaisers bestaunen. Schon im jungen Kindesalter nahm mein Vater meine Geschwister und mich mit in die Berge und so entbrannte schon damals meine Leidenschaft für dieses einzigartige Berg-Paradies in dem wir leben.
Viele Jahre lang gab es für mich aber nur die Berge vor der Haustür und ich erkannte erst recht spät, dass es ja noch so viel mehr zu entdecken gibt. Die ganzen Täler Tirols warteten auf mich und so kam es, dass ich immer wieder nach neuen Abenteuern suchte. Dabei stieß ich dann auf die Seven Summits Österreichs, die 7 höchsten Berge aller 9 Bundesländer.
Eine sehr abwechslungsreiche Auswahl an Bergen, bei der von Gletscherbegehungen und Steileis bis hin zu einer gemütlichen Herbstwanderung durch die Weingärten Wiens alles dabei sein kann. Genau das Richtige für mich – und mit dem Ziel diese Gipfel alle in einem Jahr zu schaffen, auch noch eine große Herausforderung!
Schnell ging es in die Planung. Mit meinem Partner, der mich auf allen Touren begleitet, wurde ein ungefährer Zeitablauf erstellt und jeder Gipfel analysiert. Mit ein paar wenigen waren wir schnell fertig, doch bei anderen gab es tückische Spalten bei den Gletscherfeldern, Möglichkeiten von Steinschlägen, ausgesetzte Stellen, Sicherungspassagen und viele weitere Gegebenheiten zu beachten. Ausserdem musste ich an meiner Kondition arbeiten. Schon Wochen vor dem Start steigerte ich mich langsam mit den Höhenmetern nach oben und auch die Akklimatisierung in der Höhe war uns wichtig. Dafür ging es dann in die Zillertaler Alpen und in das Silvretta Gebirge, um dort einige 3000er zu besteigen. So stand meinem Abenteuer nichts mehr im Weg.
Kennt ihr das – egal auf welchem Gipfel ihr gerade steht, da lacht euch immer dieser eine Berg entgegen? Bei mir war dieser EINE immer der Großvenediger. Er strahlte mir über mehrere Jahre entgegen. Anfang Mai war es dann soweit und wir starteten mein Herzensprojekt mit seiner „weltalten Majestät“. Die Freude und die Aufregung war groß. Um mir diesen sanften Riesen wirklich zu verdienen, planten wir die Route direkt von Hinterbichl über die Johannishütte und dem Defreggerhaus auf den Gipfel – ohne Zustiegstaxi und ohne Hüttenübernachtung. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich den Großvenediger als Skitour machen möchte, da ich in meiner Vorstellung des Venedigers immer ein „Winterwonderland“ mit weißer, glitzernder Schneedecke vor mir hatte.
Gestartet wurde im Morgengrauen mit den Brettern auf dem Rücken bis zur Johannishütte. Ab dort konnten wir unsere Tour auf Skiern unter azurblauem Himmel fortsetzen. Nach dem Defreggerhaus auf circa 3000m seilten wir uns an und gingen am Gletscher bis zum Gipfelhang. Ich spürte die Höhenmeter schon in meinen Beinen, das Gewicht des Rucksackes auf meinen Schultern, meine Schritte wurden langsamer, aber da war nun das Kreuz sichtbar, zum Greifen nah, sodass ich meine Kräfte noch einmal sammelte und den Hang hinaufstieg. Ein kurzes Stück am wunderschön funkelnden Gipfelgrat und wir waren am Ziel angelangt und genossen die fantastische Aussicht am menschenleeren Gipfel – und die Welt stand für ein paar Augenblicke still. Nun endlich dort oben am Kreuz zu stehen, bei traumhaftem Wetter, mit grandiosem Panorama und einer so selten erlebten Stille, rührte mich zu Tränen. Ein lang ersehnter Traum hat sich erfüllt!
Ich habe eine Liste mit Bergen, die ich in meinem Leben besteigen möchte – der Großglockner stand definitiv nicht darauf. Er war nie mein Ziel, nie ein Traum von mir. Ich hatte sogar eine unerklärbare Abneigung gegen die höchste Erhebung Österreichs. Der völlig überlaufene Berg, für den man für einen Besuch am Kreuz anstehen muss, reizte mich so gar nicht!
Doch für die Seven Summits Austria blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig wie auch diesen Berg zu erklimmen. Um den Ansturm auf den Gipfel ein wenig zu entkommen, entschieden wir uns, den Großglockner zu besteigen, wenn dort alle Hütten geschlossen sind. Nun stand ich dann im Juni am Lucknerhaus und erblickte den markanten Koloss aus Grünschiefer. Bei perfekten Bedingungen erreichten wir rasch den Gletschereinstieg, wo ein paar schöne Spitzkehren im immer steiler werdenden Gletscher auf uns warteten. Skidepot und dann über den oberen Mürztalersteig zu höchsten Schutzhütte Österreichs, der Erzherzog-Johann-Hütte. Von der Hütte weg steilte der Weg markant auf und mündete ins Eisleitl. Es machte seinem Namen alle Ehre und ich fühlte mich unsicher, hatte ich doch nie zuvor meine geliebten Steigeisen auf so steilem blankem Eis benützt.
Konnte man diesen Zacken, dir sich nur wenige Milimeter ins Eis bohrten, wirklich trauen? Mit zitternden Knien versuchte ich mehrmals im guten Stand aus, ob ich gehalten würde. Langsam, aber sicher war ich überzeugt und so arbeiteten wir uns den Hang nach oben. Dort angekommen sicherten wir uns den ausgesetzten Grat entlang über den Kleinglockner zum Großglockner hinauf. Durch die schlechte Sicht konnte ich die steil abfallenden Felswände gar nicht wirklich wahrnehmen und das war wahrscheinlich auch gut so. Mein Körper blieb ruhig.
Entgegen meinen Befürchtungen erreichten wir nahezu alleine das goldene Kaiserkreuz. Dieser fordernde, aber abwechslungsreiche und aufregende Aufstieg überraschte mich und auch das Gefühl für eine kurze Zeit der Mensch am höchsten Punkt unseres Landes zu sein, erfüllte mich mit Stolz. Das Dach Österreichs ließ mein Herz höher schlagen. Verzaubert von seiner Mächtigkeit, seiner Vielfältigkeit und seiner Schönheit - Glocki, ich ziehe den Hut vor dir, wir werden uns Wiedersehen.
Die Tour auf den Piz Buin startete direkt vom glitzernden, türkisfarbenen Silvretta Stausee aus, von wo wir zur Wiesbadener Hütte aufstiegen. Der angebrochene Tag wurde noch genutzt, um die Dreiländerspitze zu besteigen bevor wir unser Nachtquartier bezogen. Am nächsten Morgen bei schönstem Wetter starteten wir in Richtung Ochsentaler Gletscher. Wie bei jeder Tour hatten wir alle Gegebenheiten des Weges und des Berges recherchiert und doch raubte mir das Meer voller gigantischer Gletscherspalten kurz den Atem.
Der Weg war uns klar, und doch wirkte es wie ein Labyrinth, wo jeder Schritt gut überlegt sein musste, um sicher durch diese Gletscherwelt zu kommen. In solchen Momenten stelle ich mir dann selber die Frage, ob wir genug geübt hatten, auch wenn wir uns sehr gut vorbereitet hatten. Spaltenbergung ist halt doch ein Thema, mit dem man sich nicht jeden Tag auseinandersetzt. Nachdem wir das Eisfeld hinter uns gelassen hatten, folgte ein sehr abwechslungsreicher Aufstieg auf den großen Piz Buin. Zuerst zügig und wachsam durch die steinschlaggefährdete Buinlücke, dem ein Weg durch Schutt und Steinblöcke folgte. Danach eine kurze, sehr nette Kletterei durch zwei Kamine. Der Schlussaufstieg führte über Geröll zum Gipfelkreuz.
Auf der „Ochsenspitze“ (Piz Buin) angekommen wurde ich mit einer gewaltigen Rundumsicht belohnt. Diese musste einfach für eine Weile genossen werden. Ich probiere dann immer alle Bilder einzufangen und für immer in meinem Kopf abzuspeichern. Aber auch wenn es noch so schön war, mussten wir nach einer längeren Gipfelrast unsere Tour fortsetzen. Zügig konnte abgestiegen werden und an diesem Tag durften wir noch das Silvrettahorn und die Schneeglocke besteigen. Was für eine gigantische Tour!
Die östlichsten höchsten Österreicher planten wir in einer gemütlichen mehrtägigen Reise. Ich konnte mir dafür keine bessere Jahreszeit als den Herbst vorstellen. Was gibt es Schöneres als zur farbenprächtigsten Jahreszeit durch die Wälder und über die Hochplateaus Niederösterreichs, Burgenlands oder Wiens zu wandern?
Zu allererst ging es ins Schneebergdörfl in Niederösterreich, zum Fuße des Schneeberges. Der Berg hat einige leichte Grate mit markierten Steigen zu bieten und wir wählten, um eine schöne Runde zu erreichen, den Nandlsteig als Aufstieg. Steil hinauf, mit schönen Blicken in die großen Kare und einem einzelnen Stahlseil, erreichten wir ein bereits herbstlich golden gewordenes Hochplateau. Da wurde mir auch schnell klar, warum der Schneeberg auch als der Hausberg der Wiener bekannt ist. Während der gesamten Überschreitung des Bergmassives sah man Menschen beim Picknicken im Gras, beim gemütlichen Wandern mit den Kindern, beim Lesen oder auch beim Schlafen. Auf dem Schneeberg ist für jegliche Entspannung vom Alltag Platz. Auch wir konnten nicht widerstehen und legten uns eine Weile ins hohe Gras um die warmen Sonnenstrahlen zu genießen. Ein richtig schöner Platz zum Tagträumen.
Am anderen Ende des Plateaus angekommen bestaunten wir noch die Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche, bevor wir über den Herminensteig abstiegen. Dieser sehr reizvolle Grat mit tollen kleinen Klettereien gefiel mir besonders gut und bot uns somit einen tollen Tagesabschluss.
Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter ins Burgenland, dort geht es bekanntlich gemütlicher zu, allzu hohe Berge waren nicht zu erwarten, aber den höchsten wollten wir doch besteigen. Der Weg zum 884 Meter hohen Geschriebenstein startete an der Geschriebensteiner Passhöhe und wir legten die wenigen Höhenmeter in kurzer Zeit unschwer, mit nur geringer Steigung im schönen lichten Wald zurück. Am Ende erwartete uns ein Aussichtsturm mit ausgezeichneter Fernsicht in die weiten Flächen von Ungarn. Im Inneren konnten wir noch einiges zur Geschichte der Grenzziehung erfahren. Bereichert von neuen Geschichtsfakten ging es dann wieder zum Parkplatz.
Wir übernachteten in Wien, genossen ein paar Stunden um den Stephansdom und machten uns dann sogleich auf in den Wienerwald. Wer einige Kilometer Kopfsteinpflaster nicht scheut, kann mit dem Auto relativ nahe an den höchsten Wiener heran kommen. Vom Parkplatz aus ging es unschwer durch den schönen, herbstlichen Wienerwald, stetig nach oben. Es war einfach schön, das Laub unter den Füßen rascheln zu hören. Am Ende des Weges, am höchsten Punkt, überraschte uns ein schönes Gemäuer, ein Turm von 27 Meter Höhe – die Habsburgwarte auf dem Hermannskogel. Sie kann besichtigt werden und gestattete uns einen hervorragenden Blick aus der Vogelperspektive über den Wienerwald und das angrenzende Wien.
Mein Herzensprojekt lief hervorragend. Ich war sehr gut in der Zeit und mir fehlte nur noch der hohe Dachstein. Ein krönender Abschluss bei Schnee mit Ski und Steigeisen. Im Winter zeigte mir aber die Natur, dass auch ein noch so guter Plan nicht immer umsetzbar ist. Die Bedingungen ließen eine Besteigung nicht zu. Zuerst zu wenig Schnee, dann immer wieder eine hohe Lawinengefahr und im Frühjahr Dauerregen und eine völlig durchnässte Schneedecke, die die Gleitschneegefahr rasant nach oben trieb – für den Dachstein mit den steilen Felsrampen denkbar ungünstige Bedingungen.
Den ganzen März war ich im Ausland und die wenigen guten Fenster, die sich für den Dachstein boten, konnte ich leider nie nutzen. Der Frust in mir stieg von Tag zu Tag und Woche zu Woche an und ich war mehrmals kurz davor, diesen Gipfel mit der „Brechstange“ innerhalb dieses Jahres erzwingen zu wollen. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben am letzten Summit zu scheitern.
Umso näher der Jahrestag zu meinem Herzensprojekt kam, desto mehr überkam es mich und ich wollte um jeden Preis mein Ziel erreichen. Ich musste mich zügeln... Diese Emotionen zu kontrollieren war nicht einfach, doch schlussendlich siegte mein Verstand. Und so war mein geplantes Vorhaben, die Seven Summits in einem Jahr zu schaffen, leider gescheitert.
Doch drei Monate später war nun endlich der Tag X gekommen, an dem wir sehr früh morgens nach Ramsau anreisten. Über die Dachsteinsüdwandhütte ging es mit bester Laune und bestem Wetter zügig und fast menschenleer bergauf und bald wurde über einen Klettersteig die Bergstation der Südwandbahn erreicht. Dort war es alles andere als ruhig. Auf dem präparierten Gletscherwanderweg waren zahlreiche Touristen unterwegs, für viele wohl der erste Gletscherbesuch im Leben. Schnell gelangten wir zum Einstieg des Schulteranstieges, über eine gut machbare Randspalte.
Der Klettersteig beginnt mit der Schwierigkeit C und mit nassen, steigeisenfesten Schuhwerk an dem ordentlich speckigen Felsen, waren die ersten Höhenmeter recht fordernd. Schon am Beginn der schönen Schulter leuchtet das Gipfelkreuz entgegen und die Vorfreude in mir stieg von Höhenmeter zu Höhenmeter an. Und da war er nun direkt vor mir – mein lang ersehnter Gipfel Nummer 7!
Ich kann gar nicht beschreiben, wie gerührt ich war, dort oben zu stehen und nun mein Ziel erreicht zu haben. Mein Traum ist endlich wahr geworden! Als Abstieg wählten wir den Randkluftsteig, der einen Sprung über eine Randspalte erforderte um auf den Gletscher zu gelangen. Während wir unsere Steigeisen montierten, trafen wir auf einen Vater mit seinen beiden Söhnen. Es hat sich dann ergeben, dass wir uns gegenseitig über die Spalte sicherten und eine 5er Seilschaft über den Gletscher bildeten. Einer der beiden Jungen machte an diesem Tag seine ersten Erfahrungen am Eis und war noch recht unsicher.
Genau hier musste es dann passieren, dass uns drei Bergkameraden mit mangelnder Ausrüstung überholen, uns ins Seil stiegen, eine Dame von ihnen dabei am Eis rutschte und sich an den Füßen des Vaters festhielt. Es ging zum Glück alles gut aus, aber sorgte bei uns für erhebliches Kopfschütteln. Diese ganze Aktion kostete uns einiges an Zeit und es zogen langsam Wolken auf. Laut Wetterbericht sollte der ganze Tag aber stabil bleiben.
Der weitere Abstieg nach dem Gletscher erfolgte über den Rosmariestollen. Schon der Einstieg über eine fast 35 Meter lange, steil nach oben führende Leiter ist ein absolutes Highlight. Noch im oberen Drittel der Austriascharte erwischte uns dann ein Hochwetter, das erste meines Lebens. Hagelkörner prasselten auf uns nieder und ich war wirklich froh, einen Helm zu tragen. Das unwegsame Gelände und das tiefe Grollen des Donners machten mir wirklich zu schaffen. Da kommen dann Gedanken, ob man sich, aufgrund der akuten Blitzgefahr, besser dem Pickel entledigt und ob man hoffentlich heil wieder vom Berg runter kommt.
Wir stiegen noch eine Felswand mit Metallklammern hinab, zwischen den Füßen ergoss sich ein inzwischen anständiger Bach, und suchten anschließend unter einer überhängenden Wand ein paar Minuten Schutz am Höhepunkt des Gewitters. Kein Zentimeter meines Körpers blieb trocken und ich war dankbar, als wir schlussendlich am Auto ankamen. Ein wahrlich spannender, erlebnisreicher, lehrreicher Tag, voller Eindrücke und Emotionen ging dem Ende zu und ich konnte auch trotz dem erlebten einfach nur lächeln.