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Radfahren ist nicht immer gleich Radfahren und kaum eine andere Ausdauersportart ist so vielfältig und bietet so viele verschiedene Varianten der Ausübung wie das Radeln. Ob du lieber gleichmäßig über den glatten Asphalt rollst oder dem Verkehr entfliehst und ruppigen Trails bzw. Feld- und Naturradwegen folgst, ist ganz dir überlassen. Jeder kann im Radfahren seine Passion finden und selbst entscheiden, ob und wann er für sein Raderlebnis zum Rennrad, Zeitfahrrad, Mountainbike, E-Bike oder Gravelbike greift. Alles hat seinen Reiz und seine Zeit.
Interview mit Triathlonprofi Boris Stein
Profitriathlet Boris Stein absolviert in einer Trainingssaison bis zu 10.000 Kilometer auf seinem Rad. Ein Großteil seines Trainings sitzt der 37-jährige auf seinem normalen Straßenrennrad oder dem Rollentrainer zu Hause. In der spezifischen Wettkampfvorbereitung bevorzugt Boris jedoch sein Wettkampfgerät, das Zeitfahrrad. Neben den schmalen Reifen seiner beiden „Arbeitsgeräte“ nutzt Boris aber auch gern mal die Vorzüge eines Mountain- oder Gravelbikes. Für Boris gilt es vor allem im Wintertraining von den gewohnten Pfaden abzubiegen, sein Training vielfältiger zu gestalten und auch Platz für Alternativen zu schaffen.
Wir haben unseren ruhigen Erfolgsgaranten aus der Pfalz getroffen und gefragt, welches sein Lieblingsbike im Winter ist und warum er nicht jedem Trend folgen muss.
Boris, du bist bekannt dafür, während der Saisonsvorbereitung im Winter entgegen vieler Profiathleten auch mal abseits der Straßen zu fahren. Warum?
Boris: Ja richtig. Nach einer langen Saison auf dem Straßenrad genieße ich das unspezifische Ausdauertraining in der Vorbereitung und fahre gern in der Natur abseits von großem Verkehr. Ich trainiere zwar auch viel indoor auf dem Rollentrainer aber die richtige Mischung macht es für mich aus.
Wie sieht dein Radtraining zwischen November und März aus?
Boris: Das Mountainbike ist für mich immer noch die erste Wahl. Zum Einen aufgrund der Topografie bei mir zu Hause in den Mittelgebirgen. Es geht immer bergauf oder bergab und da vermitteln mir die breiteren Reifen einfach mehr Sicherheit. Bei jeder Einheit fährt ein gewisses Sturzrisiko mit und das möchte ich trotz allem Spaß einfach best möglichst gering halten.
Und zum Anderen… ?
Boris: Im Winter ist es oft kalt und auch mal weniger angenehm. Da muss ich die Herausforderung nicht größer machen, als unbedingt notwendig. Die mittlerweile weit verbreiteten großen 29er Laufräder meines Mountainbikes rollen zwar schon sehr gut, aber man ist doch etwas langsamer als auf dem Rennrad bzw. Gravelbike unterwegs. Und langsamer bedeutet in dem Fall vor allem wärmer, da der Windchill-Faktor einfach geringer ist.
Windchill-Faktor?
Boris: Damit meine ich die gefühlte Temperatur aufgrund des Windes. Wenn ich mit dem Straßenrad „ungeschützt“ auf offener Straße fahre und ein gewisses Tempo anschlage, kühlt mich der Fahrtwind zunehmend aus. Gute Kleidung leistet hier zwar Abhilfe, aber angenehm ist es auf Dauer nicht wirklich. Im Gelände ist der Fahrtwind sehr viel geringer und ich kann mich zusätzlich im Wald „verstecken“. Die Kälteempfindlichkeit ist zwar sehr individuell und oftmals hilft nur ausprobieren, aber für mich ist im Winter immer auch wichtig, das Risiko zu minimieren, sich wegen Unterkühlung eine Erkältung einzufangen.
Das heißt, du fährst Mountainbike, weil es einfach wärmer ist?
Boris: Natürlich auch wegen dem Spaßfaktor und um neue Trainingsreize zu setzen aber am Ende ist es auf jeden Fall die wärmere Variante, um im Winter draußen Rad zufahren. Auch bei Nässe wie leichtem Nieselregen bietet mir das „Blätterdach des Waldes“ oftmals guten Schutz und ich kann auch bei schlechterem Wetter sehr gut draußen trainieren.
Hast du einen Tipp hinsichtlich deiner Bekleidung für uns?
Boris: Na klar. Beim Mountainbiken wechsele ich ständig die Intensität aufgrund des kupierten Geländes. Da ist es mir sehr wichtig, dass sich in anstrengenderen Phasen (anspruchsvolle Trails oder Anstiege) Feuchtigkeit nicht aufstauen kann und ich trotzdem in Roll- oder Bergabpassagen gut geschützt bin. Deshalb setze ich am Oberkörper auf Atmungsaktivität (Funktionsunterwäsche) und Isolation (Windabweisende Jacke oder langes Radtrikot) im Zwiebelprinzip. Nur in Ausnahmefällen nutze ich zusätzlich noch eine Windweste. Zum Glück bin ich an den Beinen wenig kälteempfindlich. Mir reicht bis zur Gefriergrenze eine kurze Radhose mit Beinlingen. Problematisch erweisen sich bei mir vielmehr Hände und Füße. Winterradschuhe und Wintersocken lösen hier das Problem für mich und auch für die Hände kann man mit dem Zwiebelprinzip sehr viel erreichen. Ich benutze schon ab 5°C Überhandschuhe wie Fäustlinge, die sich öffnen lassen. Durch die Fingeröffnung kann ich hier während der Fahrt die Temperatur der Finger leicht regulieren.
Fährst du so den ganzen Winter draußen auf dem Mountainbike?
Boris: Nein. Ich setze das Mountainbiken eher zeitweise als willkommenes Alternativtraining ein. Ich liebe das Spiel mit dem Gelände und es schult enorm mein Bike Handling. Nur draußen beim realen Radtraining habe ich das Gefühl von Freiheit und kann die Gedanken einfach mal fließen lassen. Leider ist Spaß zwar wichtig aber leider nicht alles im Profigeschäft und so absolviere ich im Winter mittlerweile auch etwa die Hälfte meiner Radeinheiten indoor. Auf dem Rollentrainer kann ich die Belastung besser steuern und das Infektrisiko nochmals minimieren.
Am kommenden Wochenende startest du beim Ironman 70.3 auf Lanzarote deine Saison 2022. Die Lorbeeren hängen nach einem sehr erfolgreichen Start 2021 recht hoch. Was versprichst du dir?
Boris: Ich bin gesund und habe über den Winter gut trainieren können. Nach den letzten zwei sehr intensiven Wochen im warmen Süden hat mir mein Zeitfahrrad auch die kurze Affäre mit dem Mountainbike verziehen :) Die Zeichen stehen auf grün!
Mehr über Boris erfährst du auf seinem Instagram Profil unter @boris_stein.