Alpentour Trophy – Evi berichtet über das MTB Etappen Rennen

Wenn es um ultimative Herausforderungen auf zwei Rädern geht, steht die Alpentour Trophy in Österreich ganz weit oben auf der Liste. Als erfahrene Mountainbikerin und Teil der #skinfitcrew berichtet Evi von den extremen Bedingungen, atemberaubenden Landschaften und persönlichen Grenzen, die sie in diesem einzigartigen Etappenrennen in den österreichischen Alpen erlebt hat. Vier Tage, 200 Kilometer und 8.570 Höhenmeter – Evi nimmt uns mit auf eine Reise voller Höhen und Tiefen, die sowohl körperliche als auch mentale Stärke erfordert.

14 augustus 2024
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Die Alpentour Trophy stand heuer ganz oben auf meiner Wunschliste, denn sie ist das letzte verbliebene Mountainbike Etappen Rennen in Österreich. Zudem überzeugt sie mit ihrer wahnsinnig schönen Landschaft und Kulisse. Ich bin 2019 schon einmal bei der Alpentour gestartet, damals war es mein erstes Etappenrennen überhaupt. Da es sich in den Jahren danach leider terminlich nie ausgegangen ist, habe ich mich heuer umso mehr gefreut wieder bei der Alpentour dabei zu sein – so lagen wieder insgesamt 200km mit 8.570 Höhenmeter in 4 Tagen vor mir.

Etappe 1: Hitzeschlacht, Krämpfe und Rückenschmerzen

Die erste Etappe führte uns auf den Hauser Kaibling, es waren an diesem Tag insgesamt 60km mit 2.130 Höhenmeter zu bewältigen. Der Sommer kam zwei Tage vor dem Start des Rennen so richtig in Österreich an und viele Teilnehmer, so wie auch ich, hatten mit dem extremen Temperaturumschwung innerhalb weniger Tage zu kämpfen. Ich fühlte mich von Beginn des Rennen gar nicht gut, war komplett kraftlos und leer im ganzen Körper und hatte einfach keine Energie. Es war bereits ein regelrechter Kampf bis zur ersten Betreuerzone am Fuße des Hauser Kaibling. Mit einer frisch gefüllten Trinkflasche ging es hinauf auf den Hauser Kaibling. 1.000 Höhenmeter am Stück gab es nun zu bewältigen. Es war bereits gegen Mittag und die Temperaturen kletterten über die 30 Grad Marke. Es war von Beginn an einfach nicht mein Tag und so kamen zu den energielosen Beinen auch noch extreme Rückenschmerzen hinzu. Ich musste sogar einmal stehen bleiben, da ich die Schmerzen nicht mehr ausgehalten habe. Aber ich habe mich durchgekämpft und nach einer gefühlten Ewigkeit den Gipfel des Hauser Kaibling erreicht, wo ich und alle anderen Teilnehmer schon sehnsüchtig darauf warteten endlich unsere Trinkflaschen wieder auffüllen zu können. Endlich, eine lange Abfahrt! Nur noch ein kurzer Anstieg und den Flow Trail die Planai hinunter ins Ziel. Nicht ganz... Durch die extreme Hitze und viel zu wenig Flüssigkeit bekam ich im letzten Anstieg auch noch einen Krampf im rechten Oberschenkel. Letztendlich khabe ich mich ins Ziel gekämpft und war einfach nur froh die Ziellinie überquert zu haben.

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Etappe 2: Erneute Hitzeschlacht & ein gebrochener Flaschenhalter

Am zweiten Tag ging es hinauf auf den Dachstein. Mit 70 Kilometern und 2.760 Höhenmetern war es die Königsetappe des Rennen. Ich fühlte mich an diesem Tag wesentlich besser und hatte von Beginn an eine sehr gute Gruppe erwischt. So fuhren wir in einem 4-Mädels-Zug die ersten 1,5 Stunden bzw. die ersten 1.000 Höhenmeter bis zur Türlwandhütte auf den Dachstein hinauf. Auch Andi Goldberger hatte wohl gefallen an dem Mädels Zug gefunden und hat sich uns angeschlossen. Endlich fühlte sich das ganze wieder nach Rennen fahren an, einfach nur Meter um Meter zu kämpfen um das Hinterrad der anderen Mädels nicht zu verlieren. So machte Rennen fahren wieder Spaß! Zudem freute es mich besonders das mir Carina Schrempf (derzeit Trägerin des österreichischen Meister Trikot im Straßenradrennen und Profi beim Team Fenix Deceuninck) am halben Weg nach oben in der Ramsau gewartet hat, unsere Gruppe ein Stück mit dem Rennrad begleitet hat und mich extrem motiviert hat, an der Gruppe dran zu bleiben. Oben angekommen ging es wohl in die schwerste und brutalste Abfahrt der ganzen Trophy. Ich hatte mich dafür entschieden das Rennen mit meinem Hardtail und einer versenkbaren Sattelstütze zu fahren. Mein technisches Können in den Abfahrten würde ich als ganz gut bezeichnen, doch diese Abfahrt brachte mich an den Rand des für mich Machbaren und forderte mich extrem. Nach kurzer Zeit hörte ich einen Knall und ich wusste, dass war jetzt meine Trinkflasche. Ich blieb stehen und hob meine Trinkflasche auf, denn ein Weiterfahren bei den angesagten Temperaturen ohne Trinkflasche wäre unmöglich gewesen. Ich wollte sie wieder in den Flaschenhalter stecken, sie rutschte durch und lag wieder am Boden... oh nein! Mein Carbon Flaschenhalter war gebrochen! So blieb mir nichts anderes übrig als die Trinkflasche in mein Mont Ventoux Radtrikot am Rücken einzustecken. Was nach der Abfahrt in meinem Körper passiert ist weiss ich selbst nicht so genau – die Temperaturen kletterten im nächsten Anstieg auf den Rittisberg auf 35 Grad, ich hatte viel zu wenig zu trinken und fühlte mich einfach nur fertig und komplett überhitzt. Von da an wurde es noch ein wahnsinnig langer und mühsamer Tag, bis ich nach 5,5 Stunden dann doch endlich die Ziellinie komplett zerstört erreicht hatte.

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Etappe 3: Endlich schnelle Beine

Am dritten Tag führte uns das Rennen auf die Reiteralm. 59km und 2.580 Höhenmeter gab es zu bewältigen. Ich habe mir am Start wieder das Hinterrad der anderen Mädels geschnappt und versuchte am ersten Anstieg dran zu bleiben. Mir tat das Tempo wahnsinnig weh in den Beinen, doch ich dachte mir, am dritten Tag tut es wohl den anderen mittlerweile genauso weh. Ich versuchte den Schmerz auszublenden, drückte noch mehr drauf und fuhr mir die Beine tatsächlich locker. Dennoch drosselte ich nach dem ersten Anstieg das Tempo eine Spur und konnte die Watt dann über das gesamte Rennen durchfahren. Meine Mama kam mich an diesem Tag besuchen und hat ganz oben auf der Reiteralm auf mich gewartet und mich betreut. Es hat mich sehr gefreut, dass ich gerade an diesem Tag auch die besten Beine hatte und ein gutes, solides Rennen gefahren bin. Es machte einfach nur wahnsinnig Spaß an diesem Tag!

Etappe 4: Bergzeitfahren mit 1.100 Höhenmeter auf nur 11 Kilometern!

Das waren die Daten des abschließenden Bergzeitfahren von Schladming hinauf zur Schafalm. Um das bestmögliche Bike-Setup zu haben und das Rad zu optimieren habe ich am Vortag meine versenkbare Sattelstütze ausgebaut und gegen eine normale Sattelstütze getauscht. Auch ein kleineres Kettenblatt (30er) habe ich mir montiert. Das Gewicht des Rad wurde so nochmals um ein halbes Kilo gesenkt. Meine Rennmaschine für den letzten Tag wog keine 9 Kilogramm! Gestartet wurde am letzten Tag im Einzelmodus, alle 30 Sekunden wurde ein Teilnehmer auf die Strecke geschickt. Der Aufstieg hinauf zur Schafalm führte uns natürlich nicht über eine Straße, nein, wir fuhren über Trails und Wanderwege mit teils extrem steilen Rampen und Wurzeln durch den Wald hinauf zur Schafalm.  Auf den letzten 2 Kilometern waren auch sehr viele Wanderer und Zuseher im Wald unterwegs die einen regelrecht die steilen Rampen und Anstiege hinauf gepeitscht haben. Da auch mein Name auf meiner Startnummer stand, haben mich viele mit meinem Vornamen angefeuert, das war schon sehr cool und ich habe nochmals alles gegeben und bis zum letzten Meter gefightet!