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Von der Haustür auf den Piz Buin
#skinfitcrew Member Victoria Feineler ist leidenschaftlich gerne in den Bergen unterwegs, spürt die Natur und nimmt ihre Umgebung mit jedem einzelnen Atemzug wahr. Vor kurzem konnte sich die sympathische Tirolerin einen Herzenswunsch erfüllen: Einmal von zu Hause aus auf den Piz Buin, ohne Auto, mit so wenig Hilfe wie möglich, einfach aus eigener Kraft. Doch zwischen ihrer Heimat Weißenbach am Lech im Tirol und Vorarlbergs höchstem Gipfel liegen ca. 150 Kilometer und 4575 Höhenmeter.
Trailrunning, Bike & Hike - in 3 Etappen von Weißenbach am Lech auf den Piz Buin
Wer von uns kennt das nicht. Freizeitstress! Am Liebsten würde ich all meine Hobbies an einem Tag machen. Wandern, Radeln, Klettern, Laufen und vieles mehr. Für viele Aktivitäten im Freien nutzt man aber immer wieder leichtfertig das eigene Auto und fährt bequem zum Ausgangspunkt – obwohl Rennrad, Mountainbike, Gravel- oder E-Bike in der Garage nur auf ihren Einsatz warten. Warum also mit dem Auto zu meiner Bergtour starten, wenn ich ebenso gern Rennrad oder Mountainbike fahre? Zugegeben, meistens ist die Bequemlichkeit und der lästige Kleiderwechsel Schuld, dass ich nicht mehrere Sportarten miteinander kombiniere aber diese Ausreden gibt es nun nicht mehr und ich möchte, mit so wenig Hilfe wie möglich, von meiner Haustüre aus auf den Piz Buin aufsteigen. Mit meinem Herzensprojekt wollte ich drei Tage einfach mal das machen, was mir Spaß macht. Ohne viel Gepäck und ohne lange Anfahrten multisportiv unterwegs sein. Und das vor allem alles aus eigener Kraft und auf meine eigene Art und Weise.
TAG 1
40 Kilometer und 1700 Höhenmeter Trailrunning von Weißenbach über die Tarrentonalm nach Imst
TAG 2
85 Kilometer und 1300 Höhenmeter auf dem Rennrad von Imst nach Galtür
TAG 3
7 Kilometer und 1600 Höhenmeter Biketour zur Wiesbadener Hütte mit Hochtour auf den Piz Buin
Tag 1 | Es ist Sonntag, der 8.10.2023 kurz vor 9 Uhr und ich starte meinen Trailrun von Weißenbach am Lech Richtung Riedener Stausee, auf die Tarrentonalm dann weiter auf die Heiterwandhütte und runter nach Imst. Es werden laut meiner geplanten Route ca. 40 Kilometer mit 1700 Höhenmetern. Es ist ein relativ kühler Herbstmorgen aber der Tag sollte noch wärmer werden. Entsprechend habe ich Wechselkleidung, Trailrunning Stöcke, zwei mit Energiegetränk gefüllte Flasks und ein paar Riegel sowie Waschsachen und warme Kleidung für die Übernachtung in Imst dabei. Begleitet werde ich am ersten Tag von meiner Mama und Robert.
Nach den ersten 20 Kilometern mache ich eine kurze Snackpause an der Tarrentonalm. Ich genieße das Panorama ohne Zeitdruck und will dennoch in meinem Rhythmus bleiben. Nach Kilometer 26 überrascht mich ein kurzer, starker Regen. Doch zum Glück bin ich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nämlich auf der Heiterwandhütte (Selbstversorger Hütte). Hier angekommen, sind die meisten Höhenmeter bereits geschafft und ich kann die Zeit des Regens geschützt unterstehen. Nach dem Schauer mache ich mich gleich wieder auf den Weg. Einem stark vermurten Bachbett folge ich bis Kilometer 30, zum Teil ist der Pfad sehr steil und nicht gut zum Laufen. Doch nach einiger Zeit erreiche ich weiter unten erneut den Wald und kann den Fahrweg und später einen schönen Steig über die Salvesen Klamm nach Imst bergab laufen. Müde aber mit einem breiten Lächeln erblicke ich meine Unterkunft und mein dort bereit stehendes Rennrad für den nächsten Tag.
Tag 2 | Ausgeschlafen und gut gefrühstückt führt mich tags darauf meine Rennradtour ins Nachbarbundesland Vorarlberg. Mein Plan geht über Galtür bis auf die Biehlerhöhe und auch heute begleiten mich meine Mama und Robert. Die anfangs noch flach am Inn entlang laufende Strecke hält binnen 80 Kilometern 1300 Höhenmeter für mich bereit. Ab Pians beginnt eine stetig durchgehende aber angenehme Steigung bis Galtür. Eine kleine aber gemütliche Kaffeepause in See darf dann nicht fehlen. Nach dem vorherigen Tag sind meine Beine am Morgen noch schwer gewesen aber so eine wunderschöne Radtour ist jetzt genau das richtige und tut Beinen und Seele gut. Am Nachmittag erreiche ich meine Unterkunft und mache mich nach kurzem Durchschnaufen direkt ans Packen meines Rucksacks, denn eine weitere Etappe bis auf den Piz Buin sollte meine Tour komplettieren.
Tag 3 | Ursprünglich hatte ich eine Wanderung zur Wiesbadener Hütte mit anschließender Hochtour auf den Piz Buin geplant. Doch ortskundige Freunde und Einheimische haben mir das Mountainbike bis zur Wiesbadener Hütte empfohlen. Der Wanderweg ist nicht anspruchsvoll und im Allgemeinen als unnötiger und relativ langer „Hatsch“ bekannt. Gesagt, getan. Meine heutigen Begleiter Robert, mein Freund Marc und ich haben uns kurzerhand noch am Morgen im Hotel ein Mountainbike ausgeliehen. Von der Passhöhe am Schotterweg entlang des Silvretta Stausees zur Wiesbadener Hütte sind es mit dem Rad ca. 7 Kilometer und 515 Höhenmeter. Das Wetter passt wieder perfekt und ich mache mich zeitig auf den Weg. Doch der Sonnenschein kann in den Bergen oft täuschen. Am Gletscher und später am Gipfel sollte es ziemlich kalt und windig werden. Aus Sicherheitsgründen bin ich nicht völlig allein unterwegs. Bereits die beiden Tage zuvor haben mich Freunde und Familie etappenweise begleitet. Aber vor allem bei einer Hochtour über vergletschertes Gelände möchte ich im Finale meines Projektes kein Risiko eingehen.
Angekommen bei der Hütte, sperre ich mein Fahrrad ab und gehe von dort abwärts unter dem Silvretta Horn durch die aufsteigenden Steigspuren. Beim zweiten Wasserfall steige ich auf den Ochsentaler Gletscher zu. Ab hier benötige ich Steigeisen und sichere mich mittels einer Seilschaft mit zwei weiteren Freunden. Am Gletscher ist es ein wenig windig, aber für Anfang Oktober sind die Temperaturen recht mild. Über den blanken Gletscher gehen wir nun gemeinsam zur Buinlücke. Hier legen wir Steigeisen und Seil wieder ab und biegen links auf den Gipfel ab. Nach einer kurzen und leichten Kletterei haben wir auch schon das Gipfelkreuz im Auge. Oben angekommen genießen wir den imposanten Weitblick über den Ochsentaler Gletscher und die umliegenden Gipfel. Eine kurze Stärkung und ein Gipfelfoto sind natürlich Pflicht, bevor wir zügig den Rückweg zur Hütte antreten, denn oben am Gipfel geht ein kalter Wind. Auf 3.312m ü.d.M.kann es Anfang Oktober schon mal zapfig werden und zum Glück hatte eine warme Jacke noch Platz in meinem Minimalgepäck. Nach ca. 7 Stunden sind wir wieder zurück auf der Passhöhe und mein Herzensprojekt ist geschafft.
Es war ein unvergessliches Erlebnis. Mit nur so wenig Equipment so flexibel und spontan sein zu können – das ist Freiheit. Aus diesen drei intensiven und anstrengenden Tagen habe ich unzählige Erinnerungen und unvergessliche Momente mitnehmen und für den Alltag ganz viel Kraft daraus schöpfen können.