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Gravel the world
Beim Graveln steht es einem ganz frei, auf welchem Untergrund man unterwegs sein möchte. Die beiden Triathleten Josien Vergroesen und Franklin Brandalise haben sogar so großen Gefallen an dieser Vielseitigkeit gefunden, dass sie beschlossen haben, sich eine Auszeit zu nehmen und ein Jahr lang die Welt auf den Gravel Bikes zu erkunden. Und auch, wenn es in der momentanen Zeit nicht einfach ist zu reisen und sie immer wieder viel Zeit in Quarantäne verbringen, können sie so ihre Leidenschaft für das Reisen und den Sport ideal verbinden.
Bikepacking einmal rund um die Welt
Nach dem Start in Afrika, einer Kilimanjaro Besteigung, einer Marathonveranstaltung im Serengeti National Park und vielen einsamen Straßen in Brasilien erkunden sie momentan Nepal, von wo aus sie nun ihre bisherigen Erfahrungen rund ums "Bikpacking um die Welt" erzählen.
Josien & Franklin: Was gibt es Schöneres für einen leidenschaftlichen Radfahrer, als seine freie Zeit auf dem Rad zu verbringen und neue Orte zu erkunden? Als wir uns dafür entschieden, ein Jahr Auszeit zu nehmen um die Welt zu erkunden waren wir uns schnell einig, dass der beste Weg um die Welt für uns auf dem Fahrrad zurückgelegt werden sollte. Und nun, wo wir doch eine Weile unterwegs sind, haben wir gemerkt, dass diese Art des Reisens einfach fantastisch ist! Auch wenn wir wieder in die Schweiz - unsere Wahlheimat - zurückkehren, werden wir auch an den Wochenenden und im Urlaub so weiterreisen. Man muss nämlich gar nicht bis ans Ende der Welt fahren, um diese einzigartige Art des Reisens genießen zu können, sondern kann beim Bikepacking auch die eigene Heimat näher erkunden.
Aber nun von Anfang an: Was ist eigentlich Bikepacking? Es ist eine besonders selbstständige Art zu Reisen, bei der man alles was man braucht auf dem Fahrrad mitnimmt - notfalls auch um im Freien zu übernachten. Der Reiz dahinter ist, dass man völlig selbstversorgt und aus eigener Kraft von Ort zu Ort reist. Und was nimmt man dafür am besten mit? Welche Ausrüstung braucht man genau und wieviel passt eigentlich in so eine Biketasche? Wir möchten euch hier unsere Erfahrungen teilen und hoffen, euch zu motivieren, auch einfach mal euer Fahrrad zu schnappen und auf Entdeckungsreise zu gehen!
Die Wahl des richtigen Fahrrads | Eigentlich ist jedes Fahrrad auf dem man sich wohlfühlt für eine Bikepackingtour geeignet. Man kann problemlos Taschen an einem Rennrad, Mountainbike, E-Bike oder sogar am TT-Rad befestigen. Wenn man aber eine längere Strecke plant oder auf verschiedenen Untergründen unterwegs ist, machen Gravel Bikes die Reise um einiges komfortabler. Die elektronische Schaltung wird immer beliebter und erleichtert das Schalten, wenn die Tasche am Lenker befestigt ist. Wenn man z.B. in Europa oder Brasilien unterwegs ist, empfiehlt sich eine elektronische Schaltung auf jeden Fall, da es dort Mechaniker gibt, die verschiedene Teile davon reparieren können, falls etwas kaputt geht. Allerdings ist dies sicher nicht zu empfehlen, wenn man in Ländern mit schlechter Infrastruktur unterwegs sein möchte, wie z.B. in Asien oder Afrika. Aus diesem Grund haben wir uns für ein Fahrrad mit einer mechanischen Schaltung entschieden. Außerdem haben unsere Gravel Bikes an allen möglichen Positionen Schrauben, die es ermöglichen, Taschen, Gepäckträger etc. zu befestigen. Das gibt uns alle Möglichkeiten, das nötige Gepäck mitzunehmen. Wenn es aber eine Sache gäbe, die wir von Anfang an geändert hätten: schlauchlos oder robustere Reifen fahren! Wir fahren mit Reifen, die für Schotterstraßen ausgelegt sind. Der Gummi dieser Reifen ist sehr weich und der Schmutz auf Autobahnen schneidet leicht durch - in Tansania und Brasilien hatten wir einen Platten nach dem anderen, als wir auf den dortigen Highways fuhren.
Die richtige Bekleidung | Geringes Gewicht, hohe Qualität und eine schnelle Trocknungszeit waren für uns die wichtigsten Aspekte bei der Auswahl der richtigen Bekleidung. Was wir auf unserer bisherigen Reise noch dazugelernt haben: das Gewicht ist wirklich wichtig, aber das Packmaß vielleicht noch wichtiger. Nichts ist so nervig, als wenn man alles millimetergenau in die Taschen quetschen muss. Das kostet viel Zeit und morgens ist die Energie, diesen Prozess Tag für Tag durchzuziehen, meist nicht da. Die Skinfit-Kleidung ist für uns perfekt. Sie entspricht zu 100% all diesen Eigenschaften. Alle Kleidungsstücke, die wir haben, einschließlich einiger "normaler" Outfits, passen in unsere Fronttasche. Die Trikots lassen sich super klein zusammenfalten, sind sehr leicht und schützen sehr gut vor der Sonne. Das Kailua Bra Top sei jedem Mädl an dieser Stelle nahegelegt. Es kann einfach immer und für alle Sportarten verwendet werden (auch zum Schwimmen). Josiens Lieblingsstück sind außerdem die Skinfit Tri Shorts, denn sie eignen sich nicht nur perfekt zum Radfahren sondern auch zum Laufen, Wandern, Yoga und sogar zum Schwimmen. Es spart so viel Platz, wenn man nur ein oder zwei Paar Shorts mitnehmen muss. Die "richtige" Kleidung hängt aber natürlich sehr stark vom Reiseziel und dem Wetter ab. In Ländern wie Nepal kann das Wetter schnell zwischen +30 Grad bis -20 Grad variieren und um immer optimal temperiert zu sein, ist natürlich die richtige Kleidung entscheidend. In manchen Ländern ist es außerdem nicht angebracht, kurze Hosen zu tragen, die die Knie nicht bedecken. Bikepacking-Touristen fallen sowieso auf, da ist es besser, einfach eine ¾-Lauftights drüberzuziehen, die die Knie bedeckt. Wer nur eine begrenzte Menge an Kleidung mitnehmen kann, muss diese natürlich oft waschen. Sehr oft. Das erste, was wir nach jeder Fahrt tun, ist duschen und unsere Kleidung waschen. Hierfür haben wir immer eine kleine Flasche Waschmittel dabei. Auch Hotels haben oft etwas Waschmittel zur Verfügung. Und wenn nichts anderes vorhanden ist, kann man notfalls auch Duschgel oder Seife verwenden. Bestenfalls kann man die Kleidung zum Trocknen draußen in der Sonne aufhängen, aber wenn man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs ist oder wenn es regnet, muss man sie drinnen trocknen. Bei einem Campingausflug ist es hilfreich, eine Wäscheleine mitzunehmen! Im Hotel hängen wir sie normalerweise im Badezimmer auf. Gibt es dort einen Ventilator? Perfekt! Einfach davor aufhängen und sie trocknet doppelt so schnell. Klimaanlage? Keine gute Idee, damit dauert es doppelt so lange.
Die Fahrradtaschen | Wie bei den Fahrrädern selbst gibt es auch bei den Taschen eine Vielzahl an Möglichkeiten. Wir haben Leute gesehen, die ihre eigenen Taschen aus Kanistern gebaut haben, Reisende mit Taschen auf beiden Seiten des Vorder- und Hinterrads, einen kleinen Wagen hinter dem Fahrrad usw. Wir bevorzugen die sportlichere und aerodynamischere Variante und haben uns für die am Lenker, Rahmen und Sattel befestigten Taschen entschieden. Die möglichen Taschen variieren von klein bis größer, von niedrig bis sehr hochpreisig. Da wir vorhaben, etwa ein Jahr lang zu reisen, wählten wir etwas hochpreisigere High-End-Taschen von Ortlieb und Apidura. Günstigere Taschen wären natürlich genauso möglich gewesen, diese sind oft einfach nur ein bisschen schwerer. Das Wichtigste bei den Taschen ist aber, dass sie verlässlich wasserdicht sind! Unsere Taschen haben sich als 100% wasserdicht erwiesen. Wir sind in schweren Stürmen gefahren und unser gesamtes Gepäck war immer 100% trocken. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Das gesamte Gepäck muss in die Taschen passen. Wenn wir uns die Mühe machen, alles genau zu packen damit wir ohne Rucksack radeln können, dann passt unsere komplette Packliste in diese Taschen - einschließlich Sommer- und Winterkleidung und der gesamten Campingausrüstung. Hätten wir keine Campingausrüstung dabei, würden wir die beiden Taschen an der Gabel und die am Rahmen nicht benötigen. Was wir alles in den Taschen mitführen, haben wir euch in der Packliste am Ende des Blogs notiert. Untergebracht haben wir unser Gepäck letztendlich in diesen Taschen:
- 1 Satteltasche (17L)
- 1 Lenkertasche (14L)
- 1 Tasche am Oberrohr (1L)
- 1 Rahmentasche (4.5L)
- 2 Taschen an der Gabel (4.5L)
- 1 Beutel für Lebensmittel (1.2L)
Verpflegung | Die Verpflegungsmöglichkeiten variieren je nach Region und Land extrem. Vor allem bei Langstreckenfahrten und in abgelegen Gebieten ist es sehr wichtig, genügend Nahrung und vor allem Wasser mitzuführen. Wir sind zweimal in die Situation geraten, dass uns bei extremer Hitze fast das Wasser ausgegangen ist und das kann sehr schnell sehr riskant werden. Zum Glück kam beide Male jemand vorbei, der uns mit Wasser versorgte, aber darauf kann man sich natürlich nicht immer verlassen. Auf beiden Rädern nehmen wir normalerweise zwei bis drei Flaschen Wasser bzw. Saft mit, was sich auf etwas mehr als 2 Liter pro Person summiert. An einem heißen Tag trinken wir etwa eine Flasche pro Stunde und wir müssen dafür sorgen, dass es genügend Möglichkeiten zum Nachfüllen gibt. Für lange Fahrten hätten wir Platz für zusätzliche 3L pro Person (1 Liter im Trinkbeutel sowie 1 Flasche in der Rückentasche) und eine große Flasche oben auf der Satteltasche. Außerdem wäre es möglich, eine Trinkblase in der Rahmentasche hinzuzufügen. Josien ist einmal mit 3 kg Eiswürfeln am Lenker geradelt, um sich abzukühlen, wie bei Triathlons und anderen Rennen. Man sollte außerdem nie die Wichtigkeit von Sonnencreme an heißen Tagen unterschätzen. Oder noch besser, man schützt die Haut durch die richtige Bekleidung. Man verbraucht sehr viel Energie um die Haut zu kühlen wenn sie direkt der Sonne ausgesetzt ist. Hier empfehlen sich dünne Ärmlinge sehr.
Körperpflege & Medikamente | Natürlich kann man seinen ganzen Badezimmerschrank mitführen, wenn man das möchte. Es muss einem nur bewusst sein, dass das alles zusätzliches Gewicht und Platzverlust bedeutet. Platz, den man vielleicht für Essentielleres braucht. Wir haben uns dafür entschieden, nur das Nötigste mitzunehmen - in kleinen Flaschen. Das einzige, was wir in großen Flaschen dabei haben ist 100-prozentig essentiell: Sonnencreme und Insektenschutzmittel! Außerdem haben wir Shampoo, Seife, Conditioner und Gesichtscreme. Kein Make-up - aber das ist natürlich jedem selbst überlassen. Und natürlich haben wir unsere Zahnbürsten und Zahnpasta dabei. Wenn man monatelang in Ländern unterwegs ist, die anders sind als die eigenen, oder wenn man mitten im Nirgendwo radelt, hat man vielleicht nicht immer einfachen Zugang zu diesen Produkten, das sollte man immer einkalkulieren. Wir haben zudem immer eine Tasche mit Medikamenten dabei. Standardartikel wie Vitamin B12 (soll gegen Mücken helfen), Vitamin C, Antihistaminikum, Reiseantibiotika, etwas Verbandszeug und Betadine. Und ein Schweizer Messer mit Pinzette.
Routenplanung | Wenn man sich dafür entscheidet, weiter weg von zu Hause, oder sogar um die ganze Welt zu radeln, muss man immer die verschiedenen Jahreszeiten berücksichtigen bzw. wie sie in den verschiedenen Ländern variieren. Viele Länder haben eine Trocken- und eine Regenzeit, eine Sommer- und Wintersaison und man sollte immer sichergehen, dass die Route dazu passt. Manchmal ist es sicherer, nicht auf bestimmten Straßen zu fahren. Und es könnte notwendig sein, eine bestimmte Strecke mit dem Bus, Flugzeug, Boot oder Auto zurückzulegen. Wir haben gelernt, dass es immer möglich ist, eine alternative Transportmöglichkeit zu finden, wenn es wirklich nötig ist. Aber es ist nicht immer einfach. Oft zahlt man einen Aufpreis für das Fahrrad, den man vorher aushandeln sollte. Außerdem sollte man das Fahrrad während jedes Transports gut schützen. Wir haben immer ein paar Seile dabei, damit die Fahrräder stabil sind. Auch in Flugzeugen kann man das Rad gut mitnehmen. Lokale Fahrradläden haben meist große Kartons die man einfach bekommt oder es wird sogar ein Verpackungsservice angeboten. Man sollte sich nur 100% über die Gepäckstbestimmungen klar sein. Diese können sogar von der gleichen Fluggesellschaft für verschiedene Regionen der Welt unterschiedlich sein (z.B. bei Qatar Airlines). Besser erkundigt man sich vorher, damit es keine Überraschungen beim Check-in gibt. Im besten Fall gibt es einen Aufpreis, im schlimmsten Fall kann das Fahrrad nicht mit an Bord genommen werden.
Wartung & Reparatur | Wir lieben unsere Räder und sie verdienen natürlich nur die beste Pflege. Wann immer es nötig ist, bekommen sie einen guten Service. Zudem überprüfen wir natürlich regelmäßig die Bremsen und alle weiteren Verschleißteile. Es macht außerdem sehr viel Spaß, Fahrradläden in anderen Ländern zu besuchen. Es gibt immer Gleichgesinnte und mehr als einmal wurden wir eingeladen, an lokalen Fahrten, Läufen, Veranstaltungen usw. teilzunehmen. Der perfekte Ort, um neue Freunde zu finden!
Josiens und Franklins Reise könnt ihr auf ihrem Blog www.tritotravel.com oder auf Instagram unter @tri.to.travel mitverfolgen.
Interessiert, was man für 1 Jahr Bikepacking mitnimmt? Josien & Franklin haben alles in einer Packliste zusammengefasst.