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Kenia - das Land der Läufer
Seit Jahrzehnten eilt Kenia der Mythos als Land der Läufer voraus. Kenianische LäuferInnen dominieren weltweit die Mittel- & Langstreckenbewerbe bis hin zum Marathon. Doch woher kommt diese Faszination fürs Laufen, die nicht nur im Spitzensport sondern auch in der breiten Bevölkerung zu finden ist?
Elias Nussbaumer und Maximilian Meusburger haben ihre Passion im Laufen gefunden. Als aktueller U20-Staatsmeister im Berglauf lebt Max tagein tagaus nicht nur für lange Trails, anspruchsvolle Berge und Höhenmeter. Die Faszination Marathon packt ihn ebenfalls immer wieder aufs Neue. Währenddessen braucht Elias (23) „nur“ zwei schnelle Stadionrunden, um zu spüren, was in ihm steckt. Als Mittelstreckenläufer liebt er den Tartan unter seinen Füßen und richtet seinen Alltag gänzlich nach neuen Bestzeiten weit unterhalb der 2 Minuten-Grenze aus.
Eines haben die jungen Lauftalente aus Vorarlberg aber gemeinsam – ihren Kindheitstraum vom Laufen im afrikanischen Hochland. Beste klimatische und geografische Bedingungen machen Kenia vor allem für Profiläufer wie Max und Elias seit geraumer Zeit zum „Home of Champions“. Die Höhenlage von 2.400m ü.d.M. eignet sich optimal für Höhentraining im Spitzensport, ein fast unumgängliches Trainingsmittel in der Lauf- und Ausdauersportszene.
Die aufstrebenden Jungprofis sind absolut davon überzeugt, dass es allein für Profis sondern jeden leidenschaftlichen Läufer fast ein Muss ist, einmal im Laufmekka Kenia gewesen zu sein. Nicht nur wegen den professionellen Trainingsbedingungen sondern vorrangig auch um die Einfachheit des Laufens neu zu entdecken, den kenianischen „Lifestyle“ zu leben und sich der Wurzeln des Laufens bewusst zu werden. Trotz der einfachen Verhältnisse und des niedrigen Lebensstandards strahlen die Menschen eine gewisse Zufriedenheit aus. Sie suchen ihr Glück in einfachen Dingen und sind Gästen gegenüber uneingeschränkt freundlich zuvorkommend.
"In Kenia gibt es nichts wichtigeres. Jeder der irgendwie laufen kann, läuft. Mir wurde in Kenia auch wieder bewusst, warum unser Sport so schön ist. Denn mehr als ein paar Schuhe, Hose und T-Shirt wird nicht benötigt."
Maximilian Meusburger | Skinfit Athlet
Laufen ist in Kenia schon längst keine reine Fortbewegungsart mehr oder gar ein Freizeitsport. Es ist eine Lebenseinstellung, die sich Teile der Bevölkerung nun auch zum Business gemacht haben. Speziell organiserte Laufcamps sind fernab von den Städten auf den Hochebenen im Hinterland entstanden und Profis wie Eluid Kipchoge (Marathon-Weltrecordler und heutige Laufikone) vermarkten sich mit Hilfe von weltweit agierenden Managern. Veranstaltungsagenturen wie Run2gether ermöglichen europäischen Sportlern und Laufbegeisterten, das Leben in Kenia kennenzulernen. Sie können hautnah erfahren,wie kenianische Profiathleten leben, wie ein Tag in deren Leben aussieht, wie sie trainieren, was sie essen und trinken und woraus deren Kultur besteht.
Vieles im Alltag dreht sich ums Laufen und der Respekt gegenüber europäischen Läufern ist trotz der sportlichen Überlegenheit enorm groß. So heißt es auch bei den Jüngsten schon, dass es „Glück" bringt, einen weißen Läufer zu berühren. Das Abklatschen von Kinderhänden während der täglichen Trainingseinheit ist so keine Seltenheit. In einem der beliebtesten Camps in Kiambogo an den Hängen des Great Rift Valley, ca. 1,5 Autostunden bzw. 80km entfernt von der Hauptstadt Nairobi, erfüllten sich auch Max und Elias bereits mehrfach den Traum vom ganz besonderen Trainingslager.
Die kenianische Stärke ist die Gemeinschaft
Das Erfolgsrezept in Kenia liegt vor allem in der Gemeinschaft. Gästesportler folgen zwar ihrem eigenen Trainingsplan, sind aber in der neuen Umgebung nie allein. Es gibt immer wieder einheimische Läufer aller Leistungsklassen, die sich anschließen und bereit sind, neue Inputs entgegenzunehmen. So entstehen auf Anhieb individuelle Laufgemeinschaften, die teils auch vom Camp selbst organisiert werden und jeder findet seinen passenden „Running Partner“ bzw. auch nicht selten gleich eine ganze Laufgruppe. Da spielt es keine Rolle, ob das Hauptaugenmerk auf der örtlichen Gras- und Aschenbahn oder den staubigen Dirt Roads im hügeligen Hinterland liegt. Das gemeinsame Laufen (im Falle eines Jungprofis wie Trailrunner Maximilian Meusburger sind das bis zu 300km mit 10.000HM) bringt eine sehr intensive Zeit mit sich und so ergeben sich nach dem Aufenthalt in Kenia sehr oft lebenslange Freundschaften und jeder Läufer kehrt mit sehr viel mehr als nur einem höheren Leistungsniveau zurück nach Hause.
Nicht nur das gemeinsame Training zählt bei den Profis als „Key factor“ in Kenia. Der Alltag vieler kenianischer Läufer ist von einem Lifestyle geprägt, der einerseits sehr einfach ist (die Tage beginnen früh und beinhalten nicht viel mehr als Laufen, Essen und regenerieren) und anderseits nie allein gelebt wird. Läufer verbindet in Kenia eine bedingungslose Leidenschaft und das zeigt sich in einem engen Zusammenleben auch außerhalb des Laufens. Neben täglichen Trainingseinheiten wird gemeinsam gegessen, sich viel ausgetauscht oder Karten gespielt. Als Gast in einem dieser Laufcamps ist man kein Tourist sondern mitten drin im kenianischen Läuferleben. Traditionen werden mitgelebt und die Welt dreht sich für die Zeit des Aufenthalts vollkommen um das Hier und Jetzt vor Ort.
"Ein Patenkind seit 7 Jahren in der Heimat meines Sports betreuen zu können, empfinde ich als pures Glück und größte Motivation!"
Elias Nussbaumer| Skinfit Athlet