Es fehlen noch für den
Wie verhalte ich mich auf Skitour
Aus eigener Kraft die Gipfel stürmen, den Blick auf die tiefverschneite und glitzernde Berglandschaft genießen, das leise Rauschen der Felle bei jedem Schritt hören, die einzigartige Stille und das grenzenlose Gefühl der Freiheit bei der Abfahrt sind ein paar Aspekte von jenen, die den ganz besonderen Reiz einer Skitour ausmachen.
8 Tipps für den idealen Skitourenwinter
Egal, ob im gesicherten Skigebiet oder im freien Skiraum - das Skitourengehen erlebt vor allem in dieser Saison einen regelrechten Boom. Wie bei jeder Sportart ist es aber auch hier wichtig, alle Risiken zu kennen und sich an bestimmte Spielregeln zu halten. Wir haben - gemeinsam mit Vertretern der österreichischen Bergrettung sowie dem Naturschutz - die wichtigsten Punkte für ein sicheres und verträgliches Verhalten auf Skitour für dich zusammengefasst:
1. Gehe nur gesund und fit in die Berge
Die Berge sind kein Spielplatz und vor allem im Winter können kleine Probleme schnell zu kritischen Notlagen führen. Im Ernstfall kann es lange dauern, bis du auf jemanden triffst oder Hilfe zu dir kommen kann. Plane deshalb nur auf Skitour zu gehen, wenn du dich ausreichend gesund und fit fühlst. Wähle deine Route und das Tempo so, dass du dich selbst damit wohl fühlst und lasse dich nicht von anderen "jagen". Bedenke außerdem, dass du auch für die Abfahrt noch genug Reserven brauchst.
2. Checke immer die Wetter- und Lawinensituation
Informiere dich vor jeder Tour über die herrschende Wetter- sowie Lawinensituation und passe deine Planung daran an. Begib dich wirklich nur in den freien Skiraum, wenn du eine Sicherheitsausrüstung mit dir führst (mehr dazu unter Punkt 4) und ausreichend Kenntnisse in der Lawinenkunde hast. Eine kleine Auffrischung dazu findest du hier:
3. Achte auf eine detaillierte Tourenplanung
Eine ordentliche Tourenplanung ist das A und O jeder Skitour. Nutze dafür offizielle Skitourenführer, Kartenmaterial oder Apps und plane die Touren so, dass sie realistisch zu deinem Können und deiner Ausdauer (bzw. der des schwächsten Mitgliedes deiner Gruppe) passt. Vergiss außerdem nicht, Alternativrouten miteinzuplanen, damit du entweder schnell zurück kommst, bestimmte Gefahren ausweichen oder auch noch weiter gehen kannst. Hilfreiche Links und Informationen zur Tourenplanung findest du am Ende dieses Beitrages.
Wenn du noch sehr unerfahren in der Tourenplanung bist oder die Verhältnisse im freien Skiraum zu viel Risiko bergen, kannst du auf die gesicherten Skigebiete ausweichen. Beachte allerdings, dass für Skitouren auf Pisten besondere Regeln gelten:
- Informiere dich vor jeder Pistentour über die Bedingungen im jeweiligen Skigebiet (über Hinweistafeln, Schilder, lokale Regelungen, usw.) zum Beispiel ob es einen eigenen Tourengeherparkplatz, spezielle Tourenrouten oder gesperrte Zeiten gibt und ob du ein Tourengeherticket benötigst.
- Nimm Rücksicht auf Skifahrer und gehe in der Gruppe nur hintereinander am äußersten Rand der Piste.
- Kreuze die Piste nur einzeln und an übersichtlichen Stellen.
- Informiere dich über eventuelle Lawinensprenungen, falls du schon vor dem Seilbahnbetrieb in das Gebiet aufbrechen möchtest.
- Gehen nach Betriebsschluss oder bei Dunkelheit nur auf Pisten, wenn dies ausdrücklich erlaubt ist. Die Präperierung der Pistenbullys mit Seilwinden usw. kann sonst sehr gefährlich für dich werden.
4. Mach dich mit deiner Ausrüstung vertraut
Viele Sportbegeisterte haben in dieser Saison das Skitourengehen für sich entdeckt. Leider ist es aber gerade heuer aufgrund der Verordnungen rund um COVID-19 sehr schwierig, sich hinsichtlich der Ausrüstung und der richtigen Handhabung von Experten beraten zu lassen. Umso wichtiger ist es, dass du dich vor der Tour (am besten in Ruhe zuhause und nicht erst am Parkplatz) genau mit deinem Material auseinandersetzt. Weißt du, wie du dein Fell richtig anbringst und wieder abnehmen kannst? Wie der Geh- und Abfahrtsmodus deiner Bindung eingestellt wird und wie du deine Steighilfe optimal verwendest? Am besten übst du die Technik mit deiner Ausrüstung schon zuhause, um dir unnötigen Stress auf Tour zu ersparen.
Weiters solltest du auch auf die richtige Ausrüstung in deinem Rucksack achten. Bewegst du dich im freien Skitraum, ist das Mitführen einer vollständigen Notfallausrüstung (LVS am Körper getragen, Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Ausrüstung inkl. Rettungsdecke, Biwacksack und aufgeladenes Mobiltelefon) sowie Kartenmaterial Pflicht. Zudem können ein Helm, eine Stirnlampe, ein Airbagsystem sowie Recco-Reflektoren deine Sicherheit erhöhen.
5. Zieh dich richtig an
Um die richtige Bekleidung für dich auswählen zu können, solltest du immer bedenken, dass dein Körper bei 37°C die beste Leistung erbringt. Mit einem clever kombinierten Outfit kannst du deine Körpertemperatur so regulieren, dass du immer so nah wie möglich an diesen Wert gelangst. Beachte dabei, dass du beim Aufstieg schnell warm wirst oder schwitzt und etwas Atmungsaktives trägst, bei der Rast oder im Wind ausreichend geschützt bist und bei der Abfahrt weder überhitzt noch auskühlst. Einen detaillierten Guide zur optimalen Skitourenbekleidung findest du hier:
6. Parke an der richtigen Stelle
Die erste Station deiner Skitour ist die Anreise bzw. der Ausgangspunkt. Informiere dich vor der Tour genau, wo du dein Auto parken darfst oder sollst. Vor allem im Winter sind die Parkflächen oft sehr begrenzt und man ist verleitet, sein Auto schnell irgendwo an den Straßenrand oder möglichst nahe zum Routenstart zu parken. Es kann allerdings immer sein, dass Einsatzfahrzeuge oder Anrainer an deinem Auto vorbeikommen müssen und dies aufgrund von achtlosem Parken nicht möglich ist. Ist er ausgewiesene Parkplatz einmal voll, nimm daher einfach einen weiter entfernten Parkplatz in Kauf - du bist Ausdauersportler, da sollten ein paar Meter mehr kein Problem sein.
7. Habe deine Umwelt im Blick
Sei dir immer bewusst, dass du nicht alleine am Berg unterwegs bist und wir alle nur Gäste in der Natur sind. Unsere Bergwelt ist ein hochsensibles Areal und deine Entscheidungen sowie dein Handeln auf Tour können wesentliche Folgen für unsere einzigartige Tier- und Pflanzenwelt haben. Vor allem Tiere wie Birk- und Auerhuhn sowie Gams, Reh und Hirsch benötigen im Winter ihre gesamte Energie schon allein um zu überleben. Jede Störung, wie beispielsweise eine Powderabfahrt durch eine Ruhezone, das Erschließen bisher noch unbefahrener Gebiete oder aber auch Touren in der Dämmerung oder in der Nacht schränken den Lebensraum oder die nutzbare Zeit dieser Tiere stark ein.
Neben der Rücksicht auf die heimischen Wildtiere ist auch ein gewissenhafter Umgang mit Pflanzen - im Speziellen mit den Wäldern - besonders wichtig. Das Betreten und Befahren von Jungwäldern bis zu drei Metern Höhe ist sogar gesetzlich verboten. Vor allem bei freien Schneisen handelt es sich oft um Forstflächen zur Verjüngerung des Waldes und Skikanten können hier große Schäden anrichten. Informiere dich deshalb vor jeder Tour über Wildschutzgebiete, Sperr- oder Aufforstungsflächen und halte dich, trotz eventuell reizvoll wirkenden Varianten, an die vorgebenen Routen sowie Hinweis- und Informationstafeln.
Es sollte außerdem selbstverständlich sein, dass du deinen Müll wieder mit nach Hause nimmst - dazu zählen übrigens auch Bananen- oder Orangenschalen, die beispielsweise bis zu 3 Jahre lang verrotten. Ein sauberes Verhalten betrifft auch deine "persönlichen" Hinterlassenschaften. Nutze - wo vorhanden - immer Touiletten und halte dich sonst bei der Notdurft von der Spur, Rastplätzen (wie auch am Gipfel), Gewässern aber auch Hütten und anderen Gebäuden fern.
8. Sei Respektvoll deinen Mitmenschen gegenüber
Wähle deine Skitourenkameraden sorgfältig aus. Die Motivation für eine Skitour kann oft sehr unterschiedlich sein und reicht vom gemütlichen Naturerlebnis über intensive sportliche Betätigung bis hin zum Adrenalinkick im anspruchsvollen Gelände. Wenn du und deine Begleiter dieselbe Motivation habt, werdet ihr auch auf Tour die richtigen Entscheidungen für eure Gruppe treffen. Unterscheidet sich eure Motivation und du würdest beispielsweise lieber ruhig die Natur genießen während dein Begleiter die Tour als Speede-Training sieht, werdet ihr beide keine Freude miteinander haben. Sprich dich deshalb noch bei der Tourenplanung mit deinen Begleitern ab und gehe sicher, dass ihr die gleichen Erwartungen von euer gemeinsam Tour habt.
Dort, wo zusätzlich viele andere Gruppen unterwegs sind, sind das Konfllikt- sowie das Risikopotenzial besonders hoch. Vor allem aber im Umgang mit anderen Gruppen ist das Wissen über die unterschiedlichsten Motivationen sehr hilfreich, um ein respektvolles und freundliches Miteinander am Berg sicherzustellen. Sei dir zudem darüber bewusst, dass nicht jeder die gleiche Erfahrung und das gleiche Können hat. Das betrifft vor allem die Risikoeinschätzung und du solltest dich nicht ohne Weiteres auf die Entscheidung anderer verlassen. Halte deshalb von Gruppen oder Spuren, die von deiner geplanten Route abweichen oder in einem Gelände liegen, welche du eigentlich aufgrund der Anwendung deiner Entscheidungshilfe (wie etwa Stop or Go) ausgeschlossen hast, fern. Der Gedanke "Dort sind ja eh schon andere unterwegs, da können wir auch hin!" hat sich schon vielmals als falsch und vor allem gefährlich erwiesen.
Zu einem respektvollen Umgang mit deinen Mitmenschen gehört außerdem eine freundliche und hilfsbereite Kommunikation. Sei dir bewusst, dass jeder einmal von vorne anfangen muss, jeder immer noch etwas dazulernen kann und ebenso jeder von schönen zwischenmenschlichen Begegnungen am Berg profitieren kann. Wenn du noch Anfänger bist, lass dich deshalb nicht einschüchtern und frage bei jedern Unklarheit einfach freundlich nach. Und falls du bereits ein "alter Hase" bist, nutze jede Möglichkeit um als Vorbild zu agieren und halte dich an den Leitsatz "Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.".
Neben einer achtungsvollen Kommunikation solltest du zudem auch rücksichtsvoll mit dem Eigentum anderer umgehen. Vor allem bei Anrainern, Schutzhütten und Winterräumen kommt es immer öfter zu Verschmutzungen oder gar Beschädigungen fremden Eigentums, wodurch diese ihre Angebote (zum leid aller rücksichtsvollen Sportler) verständlicherweise reduzieren.
Wichtige Links & Informationen für deine Skitour:
Österreich
Karten & Tourenplanung:
Alpenverein Aktiv
Naturfreunde W3
Outdoor Active
Lawinenlagebericht:
Lawine.at
Notrufnummern:
140 Bergrettung
122 Euro-Notruf
Schweiz
Karten & Tourenplanung:
SAC Tourenportal
Swiss Topo
Outdoor Active
Lawinenlagebericht:
Lawinenbulletin & Schneesituation
187 Lawinen Bulletin
162 Wetterauskunft
Notrufnummern:
1414 Schweizerische Rettungswacht
112 Euro-Notruf
Deutschland
Karten & Tourenplanung
Alpenverein Aktiv
Outdoor Active
Lawinenlagebericht:
Lawinenwarndienst Bayern
European Avalanche Warning Services
Notrufnummern:
112 Euro-Notruf
Achtung: Dieser Beitrag ersetzt keine Lawinenkurse oder eine gründliche Vorbereitung auf eine Skitour, sondern soll allenfalls als Hilfestellung und Denkanstoß dienen. Wenn du dir unsicher bist, buche einen Kurs oder weiche auf private Berg- und Skitführer aus (aktuell aich in Zeiten von Lockdowns möglich).