Von Vorarlberg über Kalifornien nach Miami – Lisas Lauf zwischen zwei Welten

Die Vorarlbergerin Lisa Redlinger hat nicht nur nationale Meistertitel gewonnen, sondern auch wertvolle internationale Erfahrungen gesammelt – unter anderem während ihres Sport- und Designstudiums in den USA. In San Francisco lief sie neue persönliche Rekorde und qualifizierte sich für die U23-Europameisterschaften. Heute studiert und trainiert sie in Miami und arbeitet mit voller Leidenschaft an ihrer sportlichen Weiterentwicklung.

10 avril 2025

Während ihres Auslandsstudiums hat sich für Lisa einiges verändert – nicht nur im Trainings-, sondern auch im Arbeitsalltag. „In den USA trainieren wir bereits morgens um 5:45 Uhr – in Österreich habe ich eher am späteren Nachmittag trainiert“, erzählt sie. Vor allem die Trainingsgruppe war für sie ein großer Unterschied. Während sie zuhause viele Einheiten allein absolviert, ist sie in den USA täglich mit anderen Athlet:innen unterwegs. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich: „Man pusht sich gegenseitig, motiviert sich, und das Training wird fast wie ein soziales Event. Aber da wir auch Wettkämpfe miteinander bestreiten, entsteht immer ein gewisser Leistungsdruck.“

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Ihr Trainingsplan ist abwechslungsreich – und anspruchsvoll. Trotz ihrer Spezialisierung auf den Langstreckenlauf stehen nur drei Laufeinheiten pro Woche am Programm. „Dienstag, Freitag und Sonntag sind meine harten Lauftage, mit schnellen und intensiven Workouts“, erklärt Lisa. Dazwischen setzt sie auf alternatives Training wie Aquajogging oder lockere Einheiten am Rad. Zusätzlich kommt an den intensiven Tagen noch Krafttraining dazu.

Abseits der Trainingszeiten ist Lisa derzeit stark in Projekte ihrer Firma eingebunden – und das nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als klassische Uniarbeiten. „Ich habe das Glück, mein Auslandssemester so gestalten zu können, dass ich parallel an beruflichen Themen arbeiten darf – das fordert mich, macht aber auch richtig Spaß“, erzählt sie.

Auch die Wettkampfplanung unterscheidet sich stark von der in Österreich. „Die Indoor-Saison startet im Januar und geht direkt in die Outdoor-Saison über – das heißt, ich muss schon sehr früh für lange Distanzen trainieren“, sagt sie. In den USA stehen fast alle zwei Wochen Wettkämpfe an. „In Österreich ist die Indoor-Saison oft sehr kurz und zwischendurch gibt’s eher Straßenläufe – mehr zum Spaß oder als Training.“

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Neben dem Sport studiert Lisa Grafikdesign. Das allein wäre gut mit dem Training zu vereinbaren – doch sie führt nebenbei auch noch ihre eigene Firma (Redlinger Webdesign) in Vorarlberg. „Meine Tage sind ziemlich voll. Abends wird’s oft stressig, weil ich versuche, spätestens um halb zehn schlafen zu gehen“, erzählt sie. Auch wenn der akademische Druck in den USA oft geringer wirkt, gibt es klare Leistungsanforderungen: „Wer schlechte Noten hat, darf nicht zu den Wettkämpfen – das macht zusätzlichen Druck.“

Sportlich wie akademisch ist es oft eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. „Manchmal komme ich vom Training und muss direkt weiter zur Uni, Hausübungen machen, lernen oder arbeiten. Und dann will man ja auch mal zur Physio – da muss man sich entscheiden, was gerade wichtiger ist.“ Auch die Distanz zur Heimat sei spürbar: „Der Zeitunterschied macht’s schwer, mit Familie und Freunden Kontakt zu halten. Heimweh ist definitiv ein Thema.“

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Ein großer Unterschied zwischen dem Unisport in den USA und Österreich ist das Teamgefühl. „Hier in den USA treten wir wirklich als Team auf. Wir reisen gemeinsam, tragen dieselbe Kleidung, unterstützen uns gegenseitig. In Österreich fahre ich meistens allein zu Wettkämpfen.“ Auch finanziell ist der Unterschied deutlich: Kleidung, Laufschuhe, Spikes, Reisen – alles wird übernommen. „Das erleichtert den Alltag enorm.“

Wie es für Lisa weitergeht, ist für sie klar: „Ich werde nach meinem Studium zurück nach Österreich gehen. Gemeinsam mit meinem Freund führe ich bereits eine Firma – das ist auch mein beruflicher Fokus für die Zukunft.“ Der Sport bleibt dennoch ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. Ihr großes Ziel: die Teilnahme an der allgemeinen Europameisterschaft. „Und auch wenn ich nicht mehr auf diesem Niveau laufen sollte – laufen werde ich immer.“